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Wallfahrtskirche Maria Sternbach (ehemalige Pfarrkirche St. Gangolf)

  • Beitrags-Kategorie:Unterwegs

Letzte Woche Sonntag haben wir unsere Rad-Saison eröffnet und sind bei unserer Tour u.a. an der ehemaligen Pfarrkirche St. Gangolf vorbeigekommen. Heute ist die Kirche die mitten im Wald liegt als Wallfahrtskirche Maria Sternbach oder Sternbacher Kirche bekannt. Ich mag solche geheimnisvolle Orte und die Geschichten dazu sehr gerne, deshalb möchte ich heute ein wenig darüber erzählen.

Das Besondere der Wallfahrtskirche „Maria Sternbach“ liegt nicht in ihrer architektonischen Einzigartigkeit oder ihrer wertvollen Ausstattung; vielmehr verleiht ihre frühe urkundliche Erwähnung der Kapelle einen speziellen Charakter. Es mag ältere Kirchenruinen oder künstlerisch bedeutendere Gotteshäuser geben, doch es existieren nur wenige andere Orte, an denen nachweislich seit mehr als 1200 Jahren Gottesdienst gefeiert wird.

Nachdem das Christentum durch römische Händler und Soldaten hierzulande enge Wurzeln geschlagen hatte, begann im 7. Jhd. die gezielte Verbreitung des christlichen Glaubens mit dem Wirken iro-schottischer Mönche. Namentlich zu nennen ist dabei der Hl. Bonifatius, der „Apostel der Deutschen“ (*672, +754). Als Bischof von Mainz und Gründer des Klosters Fulda ist sein Name eng mit der Region Oberhessen verbunden. Nur einige Kilometer von der Sternbacher Kirche verläuft die „Bonifatiusroute“, ein Fernwanderweg von Mainz nach Fulda.

In die Phase der iro-schottischen Missionierung fällt auch die erste Erwähnung der Kapelle Maria Sternbach. Mit einer Urkunde vm 21. Juni 778 wird das Gotteshaus zusammen mit weiteren Kirchen in das Eigentum des Klosters Honau (bei Kehl am Rhein) übertragen. So darf vermutet werden, dass schon Mitte des 8. Jhd. die Kirche entstanden ist.

Vom ersten Kirchenbau selbst, ist nicht mehr erhalten. Ein zweiter Bau dürfte im 9. Jhd. errichtet worden sein, ein dritter im 12. Jhd. Der gotische Chorraum entstand schließlich 1456. Anlass dafür war offenbar die Übernahme der Pfarrseelsorge in Steinbach durch den Orden der Zisterzienser, die ab 1231 in Wickstadt ein Hofgut unterhielten. Zur zisterziensischen Frömmigkeit zählte insbesondere die Verehrung der Muttergottes, weshalb der Hochaltar des neuen Chors u.a. der Jungfrau Maria geweiht wurde. Dies schlägt sich bis heute im Namen „Maria Sternbach“ nieder, obwohl als Patron der Kirche der Hl. Gangolf gilt.

Die Spuren des Dorfes Sternbach, das ursprünglich um die Kapelle lag, verlieren sich im ausgehenden Mittelalter. Weil das Hofgut der Zisterzienser immer wieder wuchs, verlagerten sich die wirtschaftlichen Aktivitäten nach Wickstadt. Die Bauern und Arbeitskräfte wohnten dort, von Sternbach blieb ab 1554 nunmehr die Kapelle übrig. Da es in Wickstadt keine Kirche gab, gingen die Bewohner des Hofguts sonntags nach Sternbach hinaus, um dort die Hl. Messe zu feiern. Diesem Umstand ist dem Erhalt der Kapelle zu verdanken.

Nachdem 1707 in Wickstadt die Kirche gebaut wurde, verlor das Gotteshaus im Wald seine Bedeutung als Pfarrkirche, aber nicht im Herzen der Menschen. Besonders an Manifesten besuchte man weiterhin die Kapelle, zumal es seit langem einzelne Prozessionen aus umliegenden Orten gab, die von Sternbach seelsorglich mitbetreut wurden. So entstand nach und nach die Wallfahrt zur „Gottesmutter von Sternbach“: Mit dem Anbau des Außenaltars, der Sakristei und der Vorhalle erhielt die Kirche dann im 19. Jhd. ihre jetzige Gestalt.

Maria Sternbach wird durch zahlreiche Wallfahrten mit Leben erfüllt. Rund 50 Pilgergruppen aus der Wetterau besuchen jährlich die Kapelle im Wald, um das eigene Leben zu bedanken und zur Muttergottes zu beten.

Maria Sternbach wurde bei einer Online-Befragung des Hessischen Rundfunks im Jahr 2011 unter die 30 schönsten Kirchen Hessens gewählt.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. czoczo

    Schade das Du in inneren keine Bilder gemacht hast 🙁 bestimmt war die Kirche für Ungeplante Pilger geschlossen.
    Interesant das erste Ernennung 778 ists chon menge Zeit vergangen
    Tolle Beitrag !
    Liebe Grüße czoczo

    1. Claudia

      Danke, ja ich wäre sehr gerne in die Kirche gegangen, Vielleicht ergibt es sich im Laufe des Jahres mal, ich werde mal ein Auge drauf haben.
      Vielen Dank und liebe Grüße,
      Claudia

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