Am Dienstag hatte ich mir einen Tag Urlaub genommen und einen Ausflug ins Städelmuseum gemacht. Nachdem ich mich durch den Baustellenverkehr in Frankfurt gequält hatte, kam ich pünktlich um 10:00 Uhr vor dem Städel an und habe sogar noch direkt vor dem Portal einen Parkplatz ergattert.
Nachdem ich ein Ticket gelöst habe und meine Tasche im Schließfach untergebracht hatte, ging es dann auch direkt in Ausstellung.

Annegret Soltau gilt als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der feministischen Kunst in Deutschland. In ihrem medienübergreifenden Schaffen setzt sie sich konsequent mit Fragen der Körperlichkeit und der gesellschaftlichen Rolle von Frauen auseinander. Dabei haben ihre Werke seit den 1970er-Jahren nichts an ihrer Unmittelbarkeit und Aktualität eingebüßt, indem sie um zentrale Aspekte der weiblichen Existenz kreisen: die Verletzlichkeit des Körpers, die einschneidende Erfahrung von Schwangerschaft und Mutterschaft und die fortwährende Suche nach der eigenen Identität. Die Künstlerin nutzt dabei vorwiegend ihren eigenen Körper als Objekt und Medium. Charakteristisch für Soltau ist die Bearbeitung von Fotografien mittels Nadel und Faden. Für ihre „Vernähungen“ fotografiert sie ihr eigenes Erscheinungsbild sowie die Körper ihr nahestehender Personen, zerreißt die Abzüge und näht die Fragmente mit schwarzem Faden neu zusammen. Der Akt des Nähens ist traditionell mit Tätigkeiten und Rollenbildern von Frauen verbunden. Überführt in die Kunst, entstehen faszinierende, eindringliche Bilder. Auf diese Weise dokumentiert, verfremdet und vergegenwärtigt Soltau eigene psychische und physische Zustände. Ihr geht es dabei nicht allein um den Ausdruck subjektiver Erfahrungen. Die Bilder decken gesellschaftlich verankerte Muster und Vorurteile auf, während sie gleichzeitig zur Selbstreflexion sowie zur Empathie anregen.

Anfang der 1970er-Jahre arbeitet Annegret Soltau auf Papier und gestaltet Zeichnungen und Druckgrafiken. Es entstehen variantenreiche Darstellungen von Frauenfiguren. Diese sind von feinen Linien- und Netzstrukturen umgeben, die Soltaus späteren Einsatz von Nähgarn vorwegnehmen. Dabei umhüllen die Linien die Körper der Frauen wie Kokons, fragmentieren die Gesichter und erzeugen so eine wechselhafte Dynamik zwischen dem Gefühl von Eingeengt- und gleichzeitigem Behütetsein. Zeitweise verwendet die Künstlerin auch organische Materialien wie etwa Spinnweben, die sie in ihre Werke integriert.

Ein wiederkehrendes Motiv, sind graphisch-linienhafte Elemente, die den Körper überlagern, deformieren, zusammenhalten. Akribisch aneinandergereihte feine Linien überziehen in ihren Radierungen und Zeichnungen die dargestellten Menschen und wirken wie eine zu enge zweite Haut.


Sie bedient sich über Jahrzehnte hinweg konsequent der Technik der Fotovernähung in immer neuen Ausführungen. Dabei befasst sie sich fortlaufend mit gesellschaftlichen Veränderungsprozessen und Debatten. So erarbeitet sie in den 1990er- und 2000er-Jahren die Werkkomplexe der GRIMA-, generativ- und hybrid-Serien. Es entstehen collagierte Mischwesen, die sich wahlweise aus Fotografien der Künstlerin in Kombination mit Tierbildern, Porträts ihrer Angehörigen sowie digital manipulierten Aufnahmen zusammensetzen. Indem sie Fragmente unterschiedlicher Körper zusammenfügt, lotet sie die biologischen Grenzen der Individualität aus. In dieser Zeit sind die feministischen und philosophischen Debatten um festgeschriebene Geschlechtergrenzen und Identitäten hochaktuell. Althergebrachte gesellschaftliche Erzählmuster werden grundlegend hinterfragt. Mit diesen Werken verfolgt Annegret Soltau ihren Ansatz, die Vielschichtigkeit des eigenen Selbst abzubilden.


Ihre Werke waren immer wieder der öffentlichen Zensur ausgesetzt. Was ich gut nachvollziehen kann, manches Werk habe ich selbst auch als ziemlich hart und grenzwertig wahrgenommen. Trotzdem ist die Ausstellung sehr informativ und sehenswert und hat mich sehr begeistert. Die Ausstellung wird noch bis 17. August 2025 gezeigt,

Ein Plakat das die Ausstellung Metamorphosen von Werner Tübke bewirbt, die am 02.07.2025 startet und die ich mir ebenfalls anschauen werde.

Noch ein Blick nach Hibbdebach …

und auf den Westhafen Tower .

Liebe Claudia,
du bist wirklich sehr vielseitig interessiert. Ich käme gar nicht auf die Idee, mir eine solche Ausstellung anzusehen, obwohl ich ja nun vor Ort wohne. Das mit dem Parkplatz war ja wirklich auch wie ein Sechser im Lotto. Ich habe mir die Bilder in deinem Beitrag angeschaut, aber mein Geschmack wäre das nicht. Aber toll, dass du uns die Künstlerin auf diese Weise vorgestellt hast. Mir sagte ihr Name überhaupt nichts.
Herzliche Grüße und weiterhin ein schönes (verd*mmt heißes) Wochenende.
Elke
Liebe Elke,
bevor ich von der Ausstellung hörte, war die Künstlerin mir auch völlig unbekannt. Ich lasse mich immer gerne auf Neues ein 🙂 Manches ist schon ziemlich provokativ.
Komm gut durch die Hitze..
Danke Dir und liebe Grüße, Claudia
Gefällig sind diese Werke ganz sicher nicht! Hinterfragend und provokant trifft es wohl. Danke Dir, ich kannte sie nicht
Gute Woche trotz Hitze und mit lieben Grüßen
Nina
So würde ich es auch bezeichnen, liebe Nina.
Dir auch eine gute Woche, komm gut durch die Woche.
Danke und liebe Grüße,
Claudia