Samstagsplausch 10/2021

Manche Projekte stehen unter keinem guten Stern. Zu meiner Baby-Pumphose wollte ich das passende Shirt nähen. In meinem jugendlichen Leichtsinn, dachte ich, so ein kleines Shirt ist ja schnell genäht. Dabei hatte ich allerdings nicht meine Unfähigkeit einkalkuliert. Erwähnt sei, das Schnittmuster hatte keine Nahtzugabe. Für solche Fälle habe ich ja den „Karl“, der mir das Leben einfacher machen sollte. Versuch 1: Ich schneide das Rückenteil zu und merke, dass der Zuschnitt an Arm- und Halsausschnitt nicht besonders toll wird. Also zeichnete ich beim Vorderteil, mit einem Trickmarker, die Nahtzugabe direkt auf den Stoff. Als ich die Teile nach ein paar Tagen zusammennähen wollte, stellte ich fest, die Markierungen gehen nicht weg. Ärgerlich, bisher hatte ich nie diesbezüglich Probleme. OK, also nochmal Vorder- und Rückteil zuschneiden. Versuch 2: Diesmal habe ich den Zuschnitt mit dem Rollschneider vorgenommen, in der Hoffnung, das ich hier besser um die Rundungen schneiden kann. Sah auch erst mal ganz gut aus. Heute morgen kam dann das Erwachen. Ich nahm ein Lineal zur Hand und prüfte nochmal die Nahtzugaben. Total krumm und schief und die Erkenntnis, dass kann ich auf keine Fall so lassen. Also habe ich mir mein Geodreieck und Papier geschnappt und in aller Ruhe das Schnittmuster inklusive Naht- und Saumzugaben neu abgezeichnet. Warum nicht gleich. Nun ging es an die Nähmaschine. Was soll ich sagen ? Ich habe es vermasselt. Ja, leider. Nun war der Zeitpunkt gekommen, wo ich keine Lust mehr auf das Teil hatte. Glücklicherweise, hatte ich ein zweites Schnittmuster parat. Inklusive Nahtzugaben :-)) Stoff zugeschnitten, alle Teile zusammengenäht. Voilá … Geht doch.

Das ist Karl

Und das mal so am Rande. Gestern in der Mittagspause habe ich beschlossen in den Wald zu gehen, ich hatte meine Kamera dabei und ich hatte große Lust ein paar Fotos zu machen und die Natur zu genießen. Ich bin gelaufen, habe hier und da ein Foto geknipst, den Gesprächen der Vögel gelauscht und einfach die Gedanken schweifen lassen. Es war so schön. Als ich mich auf den Rückweg zur Firma machte, war ich voller positiver Energie und Freude. Erkenntnis: Das Leben ist schön, auch wenn die Zeiten mies sind.

Bevor es jetzt zu Andrea zum Samstagsplausch geht, möchte ich euch noch ein Buch ans Herz legen, welches mich dieser Tage extrem berührt hat. „Meinen Hass bekommt ihr nicht:  „Freitag Abend habt ihr das Leben eines außerordentlichen Wesens geraubt, das der Liebe meines Lebens, der Mutter meines Sohnes, aber meinen Hass bekommt ihr nicht.““ von Antoine Leiris. Die Geschichte wurde im letzten Jahr verfilmt und hat auf der Berlinale 2020 die Goldene Lola für das beste Drehbuch gewonnen. Der Film würde wahrscheinlich jetzt im Kino laufen, wenn sie denn geöffnet hätten.

Der bewegende Bericht eines Mannes, der am 13. November 2015 während der Terroranschläge in Paris die Liebe seines Lebens verlor und mit einem einzigen Post die ganze Welt bewegte.

Am 13. November 2015 sah Antoine Leiris seine Frau Hélène zum letzten Mal – sie wurde an diesem Tag mit neunundachtzig weiteren Personen im Konzertsaal Le Bataclan Opfer der Terroranschläge in Paris. Während die Welt geschockt und in tiefer Trauer versuchte, eine Erklärung für das Unfassbare zu finden, postete der Journalist auf Facebook einen offenen Brief. In bewegenden Worten wandte er sich darin an die Attentäter und verweigerte „den toten Seelen“ seinen Hass – und den seines damals siebzehn Monate alten Sohnes Melvil. Die Botschaft ging um die Welt. Er, der an jenem Tag die Liebe seines Lebens verlor, hatte nur eine Waffe: seine Worte. Das Grauen, der Verlust und die Trauer haben Antoine Leiris‘ Leben erschüttert. Ehrlich und ergreifend schildert er Momente aus einem zerstörten und doch so zärtlichen Alltag zwischen Vater und Sohn – und sagt damals wie heute, dass das Leben trotzdem weitergehen soll. Antoine Leiris trotzt dem Terror und der Gewalt mit einer bewegenden und hoffnungsvollen Botschaft: „Meinen Hass bekommt ihr nicht“.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare

  1. Andrea Karminrot

    Ja das Leben kann schön sein, wenn wir es zulassen und es sehen wollen. Draußen kann ich auch immer am besten entspannen.
    Yoga in Tüchern habe ich zwar schon gesehen, aber noch nie selber praktiziert.
    Liebe Grüße
    Andrea

  2. Regula

    Guten Morgen!

    Offenbar senkt sich im Wald der Herzschlag, der Mensch kommt zur Ruhe. Die Bäume haben eine beruhigende Wirkung auf die Wesen. Kein Wunder, dass viele den Wald aufsuchen zum Spazieren. Deine Bilder gegen den Himmel sind wunderbar. Bald werden ja wieder Blätter an den Bäumen sein.

    Schade, dass das Schnittmuster nicht praktikabel war. Aber beim zweiten Anlauf kam ja ein schönes Resultat heraus.

    Einen gemütlichen Sonntag wünsche ich dir.

    Regula

    1. Claudia

      Danke liebe Regula.
      Ja, der Wald ist schon ein schöner Ort. Ich freue mich auch schon aus das Grün der Blätter.
      Dir eine schöne Woche.
      Liebe Grüße,
      Claudia

  3. Ingrid Mörke

    Ja, das Leben ist schön…wir dürfen es uns nicht mies machen lassen und die schönen Seiten sehen…davon gibt es eine ganze Menge!

    Liebe Grüsse
    Augusta

  4. Ivonne

    Hallo Claudia,
    ich mag es auch viel lieber, wenn an den Schnittmustern die NZ eingetragen ist. So ist es viel leichter (für mich). Zeit im Wald / in der Natur ist immer gut und bringt auch mich wirklich runter.
    Ich wünsche dir einen schönen Sonntag
    Herzliche Grüße
    Ivonne

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