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Kaale Määrt

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Wann ess Juhr seim Enn zougitt,
kahn Schdomp mieh uff de Felder schditt,
eann de Loft die Roawe fläije,
Keann als geann de Houste kräije,
wann die Weiwer beim Erwache
schnäll eam Owe Feuer mache,
unn die Menner inner fluche
ihrn ahle woame Wamst sich suche
unn ess Wärrer iwerzwerch,
dann ess Määrt enn Otteberch.

Mundartgedicht zum Kalten Markt

Für alle, die dem Oberhessischen nicht mächtig sind, übersetzte ich mal 🙂

Wann das Jahr dem Ende zu geht,
kein Stumpf mehr auf den Feldern steht,
in der Luft die Raben fliegen,
Kinder gerne den Husten kriegen,
wenn die Weiber beim erwachen
schnell im Ofen Feuer machen
und die Männer innerlich fluchen
ihren alten warmen Wamst (Weste) sich suchen
und das Wetter verrückt spielt,
dann ist Markt in Ortenberg.

Heute begrüße ich euch mal mit einem Mundartgedicht. Zum 758. Mal findet dieses Jahr der Kalte Markt in Ortenberg statt. Die besondere Bedeutung des Kalten Marktes für ganz Oberhessen liegt darin begründet, dass aus Sicht der Menschen früherer Jahrhunderte der Zeitpunkt dafür ideal gewählt war: Getreide, Obst und Wein waren geerntet, das Jungvieh soweit herangewachsen, dass es verkauft werden konnte. Der Markt konnte also in jeder Hinsicht gut beschickt werden. Umgekehrt konnten nun alle Vorräte für den langen Winter sowie das Material für die oft ausgeführten Heimarbeiten eingekauft werden, da nun am ehesten das Geld dafür da war. In den höher gelegenen Dörfern waren die Wege nach Frost und Schneeinbruch zu beschwerlich zu befahren. Ende Oktober dagegen ließ die Witterung noch ein Verweilen im Freien zu.

Übrig geblieben vom mittelalterlichen Treiben sind der Krämermarkt in den engen Gassen der Altstadt sowie der Pferde- und Fohlenmarkt. Trotzdem ist er immer noch ein Magnet für die Menschen in der Region.

Ich mag den Kalten Markt total gerne und freue mich jedes Jahr wieder drauf, durch die Gassen zu schlendern und das Angebot der Stände zu beäugen.

Und so gab es neben dem neuen Gurkenhobel und den zwei Kneipchen auch diese hübschen Ausstecher und einen Engel, der auf das Grab meiner Pateneltern kommt.

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare

  1. Elke Heinze

    Liebe Claudia,
    verstanden habe ich das Gedicht schon, aber die oberhessische Mundart unterscheidet sich total vom Frankfodderisch. Im ersten Moment habe ich sogar überlegt, ob es Plattdeutsch sein könnte. Mir ist das vor Jahren schon einmal bei einer Quizsendung aufgefallen, wie verschieden unsere hessischen Dialekte sind.
    Herzliche Grüße – Elke

    1. Claudia

      Oberhessisch ist schon sehr heftig, sprechen kann ich es nicht 🙂 Bei manchen Wörtern muss ich auch ziemlich nachdenken und zum Teil auch die Bedeutung recherchieren.
      Danke und liebe Grüße, Claudia

  2. Bienenelfen

    Liebe Claudia,

    was für ein tolles Gedicht, nein ich hätte es nicht lesen können ohne Deine Übersetzung :-))) Schöne Ausstecherle hast Du mitgebracht. Ich mag solche Märkte auch total gerne.

    Liebe Grüße
    Kerstin und Helga

    1. Claudia

      Das kann ich mir vorstellen, liebe Kerstin. Ist aber auch nicht einfach, der oberhessische Dialekt.
      Danke und liebe Grüße, Claudia

  3. Rosa Henne

    Liebe Claudia,
    da bin ich dir auch sehr dankbar, dass du das nette Gedicht übersetzt hast :-). Ich finde es gut, dass man die Mundart auch pflegt. Hübsche Ausstecherle hast du eingekauft, auch der Engel ist schön auf einem Grab, aber die Kneipchen musste ich erst mal googeln. Gibt es bei uns als Wort nicht ;-).
    Hab eine wunderschöne neue Herbstwoche!
    Liebe Grüße
    Ingrid

    1. Claudia

      Danke liebe Ingrid, ja Kneipchen ist schon speziell. Mundart mag ich auch, aber sprechen kann ich es auch nicht richtig. Im Elternhaus wurde Hochdeutsch gesprochen, meine Mama kam aus Hameln und die Mutter meines Vaters aus dem Trierer Raum, da war nix mit hessisch.
      Dir auch eine schöne Woche und liebe Grüße, Claudia

  4. mano

    gut, dass du es übersetzt hast, denn ich hätte nicht alles verstanden. der dialekt unterscheidet sich völlig vom kasselänerschen, mit dem ich aufgewachsen bin. und kneipchen kannte ich auch nicht, hab es wie ingrid gegoogelt! hört sich viel netter an als schälmesser!
    schön, dass du freude am kalten markt hast. rummel mag ich nicht so gerne, aber die kleinen gassen hätte ich auch gern besucht!
    liebe grüße von mano

    1. Claudia

      Oh ja, der Unterschied ist schon enorm. Mein Ex-Mann kam aus dem Werra-Meißner-Kreis, ich vermute, der Kasseläner Dialekt ist ähnlich. Die kleinen Gassen sind auch das Schönste am Markt 🙂
      Danke dir und liebe Grüße, Claudia

  5. Isabella

    Wie schön etwas über den Kalten Markt zu lesen – der fehlt uns nach dem Umzug in den Norden doch manchmal. Als wir noch in Büdingen gewohnt haben gehörte der Besuch dort einfach zum Herbstanfang dazu – und wir haben schon alle Temperaturen dort erlebt 😉
    Gerade auf dem Krämermarkt gab es auch immer ein paar Kleinigkeiten, die mit mussten 😉
    Als Kind war ich auch immer mit auf dem Pferdemarkt – Freunde meiner Mutter haben dort öfter Tiere gekauft und auch verkauft.

    Liebe Grüße,
    Isabella

    1. Claudia

      Hallo Isabella,
      herzliche Grüße aus Büdingen. Das kann ich mir vorstellen, hier gehört der Kalte Markt ja sozusagen zum Pflichtprogramm 🙂 Die unterschiedlichen Temperaturen am Kalten Markt kenne ich auch sehr gut.
      Danke dir und liebe Grüße, Clauida

  6. nina wippsteerts

    Ich kann so gut verstehen, dass Du diesen Markt so magst. Vor allem, wenn es so alte Traditionen sind!
    Verstanden hatte ich ohne Deine Übersetzungen fast nichts. Aber Mundart und Platt finde ich so schön.Und für ein gutes Schälmesserchen kann ich mich auch immer begeistern.
    Liebe Grüße
    Nina

    1. Claudia

      Mundart und Platt mag ich auch, leider geht es immer mehr verloren und das finde ich schon ein wenig schade 🙁
      Genau, gute Schälmesser sind nicht zu verachten.
      Dir noch eine schöne Woche.
      Danke und liebe Grüße, Claudia

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