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Bingen am Rhein / Niederwalddenkmal in Rüdesheim am Rhein

Heute morgen um 7:40 Uhr habe ich mich auf den Weg nach Bad Nauheim gemacht, um meine Freundin abzuholen. Es sind gerade mal 2 Grad, also ziemlich kalt, und sehr nebelig. Wir wollen einen Ausflug nach Bingen am Rhein machen und brechen um kurz vor halb neun auf. Trotz Nebel ist die Fahrt angenehm, wir kommen gegen 9:45 Uhr in Bingen an, es ist immer noch sehr nebelig. Im Laufe des Vormittags klart sich der Himmel auf und wir genießen einen wunderschönen Tag mit Sonnenschein. Nachdem wir uns ausgiebig die Rheinpromenade und den Park am Mäuseturm angesehen haben, sind wir kurzentschlossen mit der Fähre auf die andere Rheinseite übergesetzt und zum Niederwalddenkmal gefahren. Hier war einiges los, was uns dazu veranlasste eine Runde mit der Seilbahn zu fahren und dann in Richtung Heimat aufzubrechen.

Der Binger Mäuseturm

Im Mittelalter dienten die Burg Klopp und die Burg Ehrenfels der militärischen Absicherung. Zu dieser Zeit war noch kein „Binger Loch“ am Grund des Rheines gesprengt worden. Die Fahrrinne war eng, die Riffe gefährlich für die Boote. Schiffe wurden getreidelt, d.h. mit einem Seil vom Ufer aus durch die Enge gezogen.

Der Mäuseturm kam um 1300 als zusätzlicher Wachtturm, vor Ort, mitten im Rhein, dazu. Sein Name geht nicht auf die kleinen Nager zurück, sondern das mittelhochdeutsche Wort für das Wachen und Lauern, „musen“. Die Legende mit dem habgierigen, unbarmherzigen Bischof Hatto geht auf das 16. Jahrhundert zurück.

Im 30-jährigen Krieg zerstört, wurde sie im 19. Jahrhundert nach Plänen des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner repräsentativ restauriert. Der Mäuseturm wurde nun ein Signalturm für die Schifffahrt. Das Binger Loch wurde ja erst 1973 und 1974 gesprengt und die Fahrrinne wesentlich verbreitert.

Binger Mäuseturm

Ruine Burg Ehrenfels

Burg Ehrenfels wurde wahrscheinlich 1211 errichtet und kam 1222 an das Erzbistum Mainz. Die Kurmainzer nutzten Burg Ehrenfels dann im Zusammenspiel mit dem Binger Mäuseturm als Zollstelle und bauten sie zur zeitweiligen Residenz und als Fluchtburg für den Erzbischof und den Domschatz aus. Nachdem Burg Ehrenfels den Dreißigjährigen Krieg relativ schadlos überstanden hatte, fiel die Anlage 1689 jedoch dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-97) zum Opfer. Im Nachgang wurden die äußeren Burganlagen zu Gunsten neue Weinberge abgebrochen.

1866 kam die leer stehende Burg Ehrenfels an Preußen und gehört seit 1945 dem Land Hessen. Seit 2002 ist die Burg Ehrenfels Teil des UNESCO-Weltkulturerbe Oberes Mittelrheintal.

Blick von der Binger Rheinpromenade

Niederwalddenkmal Rüdesheim am Rhein

Vor dem Niederwalddenkmal zu stehen, ist schon aufgrund der schieren Größe beeindruckend. Die gesamte Anlage ragt 38,18 Meter in die Höhe und wiegt in der Gesamtheit etwa 75 Tonnen. Der auffälligste und gleichzeitig größte Teil ist die auf den oberen Sockel gestellte und weithin sichtbare Germania. Sie bringt es allein auf 12,5 Meter Höhe und ein Gewicht von rund 32 Tonnen. In den Sockel zu ihren Füßen ist die Hauptinschrift eingemeißelt, die an den Deutsch-Französischen Krieg und die Einigung des Reichs erinnern soll. In Großbuchstaben ist dort zu lesen: „Zum Andenken an die einmuehtige siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und an die Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches 1870 – 1871“.

Direkt darunter befindet sich das Hauptrelief, auf dem insgesamt 133 Personen dargestellt sind. Dabei handelt es sich in erster Linie um Generäle und Fürsten, die bei der Reichsgründung und im vorangegangenen Krieg gegen Frankreich eine wichtige Rolle gespielt haben. Zu sehen sind außerdem ein preußischer Gardist mit Fahne und ein sächsischer Infanterist, der eine Trommel mit sich trägt. Im Zentrum des Reliefs ist Wilhelm I. abgebildet, der als einzige der Figuren auf einem Pferd sitzt und von allen anderen umringt wird. Dadurch wird seine Bedeutung noch einmal gesondert hervorgehoben. Alle gezeigten Personen sind in Lebensgröße dargestellt.

Links und rechts des Hauptreliefs stehen zwei weitere Figuren, die Krieg und Frieden symbolisieren sollen. Die auf der linken, in Richtung Frankreich deutenden Seite stehende Figur ist ein geflügelter Genius, der im antiken Rom als Schutzgeist galt. Mit seiner linken Hand bläst er eine Posaune, in der rechten liegt ein Schwert. Dass dieses nicht erhoben, sondern gesenkt ist, wird als Zeichen des Sieges interpretiert. Der Frieden wird durch einen auf der rechten, deutschen Seite platzierten Engel symbolisiert. Seine Attribute sind ein Füllhorn und ein Ölzweig, die man seit Jahrhunderten als Zeichen für Wohlstand und Frieden versteht. Hinter den beiden Figuren sind zwei weitere Nebenreliefs zu finden, die die Themen Krieg und Frieden noch einmal aufgreifen. Auf der linken Seite ist der „Abschied der Krieger“ angebracht. Dieser zeigt den Auszug von Soldaten und Landmännern, während auf der rechten Seite die Rückkehr dargestellt wird.

Unterhalb des Hauptreliefs findet sich am Niederwalddenkmal eine weitere Inschrift. Diese zitiert die fünf der sechs Strophen des Liedes „Die Wacht am Rhein“, das vor allem bei den Soldaten während des nur wenige Jahre zurückliegenden Krieges äußerst beliebt war. Darunter steht das letzte wichtige Element des Denkmals: Hier ist dargestellt, wie „Vater Rhein“ ein Wächterhorn an Tochter „Mosel“ übergibt. Damit wird auf die im Zuge des Krieges 1870 und 1871 gemachten Eroberungen angespielt, durch die der Rhein vom Grenzfluss zu einem innerdeutschen Fluss geworden war.

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