In diesem Jahr haben wir einige Tage unseres Urlaubs in Südholland verbracht und verschiedene Städte erkundet. In der nächsten Zeit, werde ich ein wenig davon berichten. Als erstes möchte ich euch gerne mit nach Delft nehmen. Delft ist eine Universitätsstadt in der Provinz Südholland und liegt zwischen Den Haag und Rotterdam, sie zählt zu den ältesten niederländischen Städten.
Ein Muss für mich in Delft, war der Besuch der „De Porceleyne Fles“, bekannt als Royal Delft. Wie sich vielleicht schon vermuten lässt, handelt es sich hierbei um eine Keramikmanufaktur. Die 1653 gegründete Manufaktur ist ursprünglich für ihre als „Delfter Blau“ bezeichneten Fayencen bekannt, die bemalten Fliesen werden auch „Delfter Kacheln“ genannt.

Von den über 30 Töpfereien, die um die Mitte des 17. Jahrhunderts in Delft und Umgebung angesiedelt waren, ist De Koninklijke Porceleyne Fles die einzige, die noch übrig geblieben ist.
Es ist nicht sicher, zu welcher Zeit die ersten Werkstätten entstanden. Bekannt ist, dass an anderen Orten, wie Amsterdam, Haarlem und Middelburg, bereits in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts Keramik mit mehrfarbigen Dekoren auf weißem Hintergrund hergestellt wurde. Dies geschah mit einer Technik, die die niederländischen Töpfer von ihren italienischen Kollegen gelernt hatten. Das erste Unternehmen begann wahrscheinlich erst Ende des 16. Jahrhunderts in Delft.
Die Situation änderte sich, als die „Water Beggars“ beim Erobern portugiesischer ‚Kraken‘ auch chinesisches Porzellan unter den Frachten fanden und es nach Holland brachten. Nach der Gründung der East India Company im Jahr 1602 war das Porzellan mit blauen Dekoren auf weißem Hintergrund hier sehr beliebt und so versuchten die niederländischen Töpfer bald, etwas Ähnliches herzustellen

Bei diesem wunderschönen Objekt handelt es sich um einen Teppich. Hergestellt von „The Wool Studio„, einem Teppichhersteller aus Den Haag, der u.a. eine Kollektion mit dem Namen „Royal Delft“ entworfen hat.

Und weiter geht es mit der Historie. Porzellan war bis dahin ein unbekannter Rohstoff. Man führte Experimente mit einheimischem Ton durch, um das östliche Produkt so genau wie möglich zu imitieren, was ziemlich schnell gelang. Diese Versuche wurden hauptsächlich in Delft und Rotterdam unternommen, und als sie erfolgreich waren, stieg die Zahl der Unternehmen in diesen Städten erheblich an. Schließlich gab es 12 Fabriken in Rotterdam und nicht weniger als 30 Fabriken in Delft.
Diese Entwicklung fand in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts statt. Warum Rotterdam und Delft so stark in den Vordergrund traten, ist nicht ganz klar. Im Falle Delfts könnte es mit der Anzahl leerstehender Gebäude infolge des Niedergangs mehrerer Brauereien in der Stadt zu tun gehabt haben.

1653 wurde „De Porceleyne Fles“ von David Anthonisz van der Pieth am Oosteinde in Delft gegründet. Nach nur zwei Jahren wurde die Töpferei an Wouter van Eenhoorn und Quirinus van Kleijnoven übertragen. Wouter van Eenhoorn war Geschäftsmann und hatte finanzielle Beteiligungen an mehreren Delfter Töpfereien. Zu dieser Zeit beteiligte sich der Geschäftsinhaber eines Unternehmens auch selbst an der Produktion, beispielsweise als Töpfermeister oder Malermeister. Zunftprüfungen mussten zuerst bestanden werden.
1663 verkaufte Van Eenhoorn seinen Anteil an Van Kleijnoven, der von da an der alleinige Eigentümer war. Nach seinem Tod im Jahr 1695 führte seine Witwe das Geschäft noch einige Jahre weiter, bis sie es 1697 an Johannes Knotter verkaufte. Er führte erstmals die Flasche als Marke ein.

1701 übertrug Knotter die Firma an Marcelis de Vlugt. Er war höchstwahrscheinlich selbst kein Töpfer oder Töpfermaler, da kein einziges Stück von ihm bekannt ist. Er beschäftigte wahrscheinlich den Malermeister Jan Sixtus van der Hoeck, der für seine schönen Dekorationen bekannt war. 1750 ging die Firma in die Hände von Christoffel van Doorne über. Er starb 1762, woraufhin sein Sohn Eigentümer wurde. Pieter van Doorne starb 1770 und 1771 verkaufte seine Witwe „De Porceleyne Fles“ an Jacobus Harlees. Nach 70 Jahren (seit Johannes Knotter) taucht die Flasche wieder auf, die seitdem Teil der bekannten Marke geblieben ist.
Nach Harlees’ Tod 1786 ging die Fabrik in die Hände seines Sohnes Dirck über. Da er sich in der schwierigen Zeit der Französischen Revolution und der Besatzung jedoch nicht über Wasser halten konnte, verkaufte er die Fabrik 1804 an Henricus Arnoldus Piccardt. Dessen Nachfolgerin wurde 1849 seine Tochter Geertruida Piccardt. Im Laufe des 18. Jahrhunderts war die Delfter Industrie mit verschiedenen Schwierigkeiten konfrontiert. Es begann mit der Entdeckung der Porzellanerde und der Verbreitung von Porzellan in Europa – ein Produkt, das zu einer starken Konkurrenz für die Delfter Keramik wurde. 1746 folgte die Erfindung des weißen Brenntons durch den Engländer Cookworthy. Mit diesem Ton konnte ein Produkt hergestellt werden, das dem Delfter in vielerlei Hinsicht überlegen war. Auf dieses Steingut musste keine weiße, opake Glasur aufgetragen werden, und die raffinierteren Verzierungen wurden nun mit einer transparenten Glasur überzogen.

Ende des 19. Jahrhunderts war von dem einst blühenden Handwerk nur noch ein Schatten übrig. Von allen Fabriken hatte es nur Piccardt geschafft, sich über Wasser zu halten. Er hatte die Herstellung von altem Delfter Porzellan weitgehend aufgegeben und war auf die Massenproduktion billiger bedruckter Keramik umgestiegen. 1876 kaufte ein Ingenieur aus Delft, Joost Thooft, die Fabrik. Er wollte das alte Handwerk wiederherstellen, sah aber auch, dass Innovationen nötig waren, um es erfolgreich zu machen. Die alte, spröde Keramikart war in Verruf geraten und würde sicherlich keinen Erfolg mehr haben. Thooft fand die Lösung in der Verwendung einer Mischung aus weißer, harter und zäherer englischer Keramik. Zusammen mit Abel Labouchere, mit dem er 1884 zusammenzuarbeiten begann, gelang es ihm, ein Produkt herzustellen, das sich weltweit einen guten Namen machte. Joost Thooft fügte der Marke sein Monogramm JT und das Wort „Delft“ hinzu. Thooft starb im Alter von 46 Jahren und Abel Labouchere führte die Fabrik dann allein weiter. 1904 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Als Zeichen der Anerkennung für die Bemühungen, die das Unternehmen seit 1876 unternommen hatte, um den Namen Delfts und der Keramikindustrie wiederherzustellen, erhielt es 1919 den Titel „königlich“.
Nachdem wir im Museumsbereich ausführlich die Geschichte des Delfter Porzellans erfahren durften, ging es noch auf einen Rundgang durch die Werksräume. Da wir Sonntags dort waren, fand auch kein Arbeitsbetrieb statt, trotzdem konnte man die Arbeitsschritte einzelner Objekte gut nachvollziehen.

Danach wurde natürlich auch noch die Stadt erkundet. Auf das zeigen meiner Stadtansichten muss ich leider verzichten, da einige Personen auf den Fotos zu sehen sind.
Am Marktplatz kommen wir an diesem überdimensionalem blauen Herz aus Glas und Stahl vorbei. Ein Sinnbild für Delft – die Stadt mit Herz und als Aushängeschild des „Delfter Blau“ zu verstehen.


Sogar die Vogelhäuschen sind im Delfter Blau gestaltet 🙂

Was in Bezug auf Delft nicht fehlen darf, „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“, wir kennen das Gesicht ich allen möglichen Varianten. Es ist wohl das bekannteste Gemälde von Jan Vermeer, der am 31. Oktober 1632 in Delft getauft wurde und auch dort am 15. Dezember 1675 begraben wurde.

Delft hat mir sehr gut gefallen, ich hätte gerne noch einiges mehr von dieser tollen Stadt gesehen. Vielleicht ergibt sich ja irgendwann nochmal die Gelegenheit die Stadt intensiver zu erkunden.
Oh wie schön liebe Claudia, das sind wunderbare Impressionen und Fotos rund um das Delfter Porzellan. Ja, das ist sicher eine sehr interessante Stadt und kommt sofort auf meine Besuchsliste :-)). Gerne habe ich das gelesen.
Liebe Grüße
Kerstin und Helga
Ein Besuch in Delft lohnt sich auf alle Fälle, liebe Kerstin.
Habt ein schönes Wochenende ihr beiden.
Danke und liebe Grüße, Claudia
Liebe Claudia,
vielen Dank für diesen interessanten, tollen Bericht aus Delft und die Geschichte des Delfter Porzellans. Der Teppich ist ja gigantisch, und das Vogelhäuschen gefällt mir ebenso. Das Mädchen mit dem Perlenohrring – ich mag es sehr. Auch den Film.
Ja, Delft würde ich auch gerne mal besuchen… 🙂
Liebe Grüße
Ingrid
Danke, liebe Ingrid. Das es einen Film über das Perlenmädchen gibt, wusste ich nicht. Da muss ich gleich mal recherchieren 🙂
Liebe Grüße, Claudia
Der Siegeszug von Keramik gegenüber Ton und dann wieder oft abgelöst von Porzellan…
so interessant, was Du alles an Infos zu den Fotos zusammen getragen hast
Keine Besuche in den Niederlanden, ohne dass es die kleinen Mitbringsel aus Keramik mit dem typischen Blau gibt.
ich mag vor allem die Kacheln/Fayencen!
Danke für den ersten Eindruck, ich freue mich auf mehr (wir sind bald wieder bei Middelburg)
Mit lieben Grüßen
Nina
Ja, irgendwie kommt man an dem Blau nicht vorbei, liebe Nina. Ich kann mich dafür auch sehr für begeistern.
Oh, auf Middelburg bin ich schon gespannt.
Danke und wünsche ein schönes Wochenende.
Viele liebe Grüße, Claudia
Liebe Claudia,
danke für diesen höchst interessanten Bericht und die schönen Fotos dazu. Delfter Blau kennt vermutlich jeder. Und dieses gigantische Glasherz sieht auch toll aus. Delft ist bestimmt einen Besuch wert.
Herzliche Grüße – Elke
Danke, liebe Elke. Das Herz war auch ein großer Anziehungspunkt für alle Touris 🙂
Dir ein schönes Wochenende und liebe Grüße, Claudia
so schöne bilder und interessante informationen! diese tellersammlung von bild 1 hätte ich gerne ;))! wenn ich ganz viel platz hätte, würde ich dieses delfter porzellan nämlich sammeln. das mach ich dann im nächsten leben…
liebe grüße von mano